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Plädoyer für den Langhaar-Akita

Der Langhaar-Akita, ob nun japanisch oder amerikanisch, ist von den meisten Zuchtverbänden nicht zur Zucht zugelassen, bzw. disqualifiziert von Zucht- und Showwesen. Eine mir bekannte Begründung ist die Tatsache, dass bei LH-Tieren das Fell uneinheitlich ist, sprich: manche Hunde haben eine glatte Befederung, andere sehen aus wie ein Schaf nach dem 1. Schleudergang.

Die Variante hat aber trotzdem einiges, das für ihre Akzeptanz im Rassestandard spricht:

1. Nahezu alle Linien tragen Langhaar, es ist also kaum zu vermeiden! Man kann zwar DNA-Tests machen, aber warum? Zum einen ist der Test nicht 100% zuverlässig. Zum anderen: was ist an LH so schlimm? Und würde man alle LH-Vererber von der Zucht ausschließen, dann kann man die genetische Vielfalt vergessen.

2. Das LH-Gen verbessert die Fellqualität stockhaariger Tiere und somit deren Potential, das Zuchtwesen zu bereichern.

3. Im Gegensatz zu anderen Fell-Variationen wie etwa Haarlosigkeit oder Merle, geht das LH-Gen nicht mit einem Risiko von Krankheiten bzw. Behinderungen einher! Es ist einfach nur lang.

4. Dem LH-Akita wird nachgesagt, dass er ein leichtführigeres und sozialeres Wesen hat - immer ein Plus!

Wir haben also genetische Vielfalt, besseres Wesen (wird behauptet), besseres Fell, und ein herzallerliebstes Aussehen. Was spricht also gegen Langhaar? In Japan wird sogar ab und zu ein LH-Rüde zur Zucht eingesetzt, natürlich "heimlich" unter Angabe eines zugelassenen Rüden anstelle des tatsächlichen Vaters, um die Fellqualität zu verbessern. Die langhaarigen Tiere hier wie ein Nebenprodukt zu behandeln und aus dem Zuchtwesen auszuschließen, ist, als würde man einen Kameramann, dessen Arbeit einen Film und dessen Darsteller berühmt gemacht hat, im Abspann des Films nicht nennen und ihm verbieten, die Mitarbeit an diesem Film zu erwähnen, um sein Portfolio zu erweitern: er darf andere glänzen lassen, selbst aber nicht glänzen. 

Natürlich findet ein Hund es im Gegensatz zu einem Kameramann selbst nicht schlimm, am Beruf nicht offen teilhaben zu dürfen. Hunden ist es egal, ob sie zuchttauglich sind, oder nicht. Für das Rassewesen über den einzelnen Hund hinaus, ist es allerdings relevant: das Überleben der Rasse hing nach dem 2. Weltkrieg bereits einmal am seidenen Faden. Es war nur etwa ein Dutzend reinrassiger Akitas übrig! Und auf der Suche nach Perfektion wurde vor gar nicht all zu langer Zeit aus versehen ein ganzer Farbschlag ausgerottet - den Akita sollte es auch in Sesam geben, wie sich im FCI-Standard auch nachlesen lässt. Heute sind Züchter ganz aus dem Häuschen und brüllen "Sesam! Sesam!", wenn ein rot-weißer Hund stellenweise eine schwarze Stichelung besitzt. 

Auch finanziell ist es für Züchter bitter, Langhaarwelpen als "minderwertig" und somit billiger verkaufen zu müssen. Denn die Aufzucht eines Langhaarwelpen ist ja nicht billiger. Je mehr Langhaarwelpen in einem Wurf fallen, desto teurer und schwieriger muss der Züchter dann auch die Stockhaarwelpen verkaufen, um Verlusten vorzubeugen, denn mal ganz plump: Hundezucht kostet Geld! Da sie mit Langhaar-Hunden aber in den meisten Vereinen weder züchten, noch ausstellen können, sehen Welpenkäufer verständlicher Weise nicht ein, für einen solchen Welpen genau so viel zu bezahlen.

 

Das Fallen von LH-Welpen lässt sich nur - mehr oder weniger - durch Gen-Tests und den Zuchtausschluss LH vererbender Tiere verhindern. Aber was bleibt dann übrig? Besagtes Dutzend Hunde? Um eine genetische Sackgasse zu verhindern, erlaubt es der AKC (American Kennel Club) unseres Wissens noch immer, den Akita Inu mit dem American Akita zu kreuzen und tut, als seien dies bloß unterschiedliche Typen derselben Rasse. Tatsächlich werden so aber Mischlinge produziert und als reinrassig verkauft, und unerfahrene Züchter kaufen diese Tiere und wundern sich dann, warum das, was dabei herauskommt, alles andere als typvoll ist. Denn mit Verlaub: sind die beim AKC blind?

Bildquelle: myakitacentral.com

Viele Akita-Züchter halten sich lediglich an das Zuchtverbot, weil es ihnen so vorgeschrieben wird, finden es aber "insgeheim" bedauerlich.

Ein weißer LH-Rüde namens Wasao wurde in Japan Bahnhofsmeister und es wurde ihm ein Film gewidmet ("Wasao", oder "Chico" auf Amazon Prime). Er wird liebevoll als "busakawaii", also hübsch-hässlich, bezeichnet.

Die LH-Variante bringt also keinerlei Nachteil mit sich - es sei denn für den Züchter, der auf mehr kurzhaarige Welpen gehofft hat. Für die genetische Vielfalt und das Erscheinungsbild der Rasse ist LH allerdings eine Bereicherung, solange das einzelne Tier allen anderen Anforderungen für die Zuchtzulassung entspricht. In unserem Verein wird LH akzeptiert, und das ist gut so!

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